Tcha. Ein heikles Thema. Zumindest wenn es um Bewerber in technischen Bereichen geht.
In den letzten zehn Jahren habe ich viele Bewerbungsgespräche hinter mich gebracht. Praktisch von Anfang an telefoniere ich vor einer Bewerbung mit dem genannten Kontakt, um zum einen mehr über die Stelle in Erfahrung zu bringen und zum anderen, wie umfangreich die Bewerbungsunterlagen sein sollen. Nach Ablehnungen rufe ich nochmal an, um nach Möglichkeit Gründe für die Ablehnung in Erfahrung zu bringen.
Im Vorhinein mein Fazit: Letztlich ist Personalfindung in Deutschland ein chaotisches Vabanque-Spiel, ein fast moving target.
In 2006 haben mir direkt oder indirekt bekannten Personalvermittler oder Personalverantwortliche in persönlichem Kontakt geholfen, meine Unterlagen zu optimieren. Das betraf sowohl Form wie auch Inhalt. Andererseits habe ich nicht alle Vorschläge umgesetzt; was mir aufgrund meiner Vorerfahrungen allzu unwahrscheinlich erschien, wurde nicht eingearbeitet. Methodisch kann man wohl nicht sehr viel mehr tun, um seine Unterlagen zu optimieren.
Feedback seitdem reicht von "Selten gesehen gut" bis "zu aufwändig und Umfangreich".
Weitere Problematik: Inzwischen muss man - solange man sich an die Spielregeln hält - an zwei Hürden vorbei; am externen Personalvermittler und an der HR-Abteilung/Fachabteilung der Firma. Ersterer will oft gerne kurze prägnante Unterlagen, die zweite Instanz oft gerne ausführliche Unterlagen (In letzter Zeit ist es gar umgekehrt). Wenn die erste Instanz dann die erhaltenen Unterlagen weiter gibt statt die gewünschten nach zu fordern, wird man gerne auch mal aus diesem Grund aussortiert und erfährt das sogar erst auf Nachfrage.
Weiterer Punkt: Was gehört zu einer "vollständigen Bewerbung"? Auch wenn die allermeisten Personalvermittler der Meinung sind, das sei klar, so ist es definitiv nicht so. Für die einen ist es eine übersichtliche Mappe ohne Referenzen und Zeugnisse. Für die anderen muss all das von vorherein mit drin sein. Für die dritten müssen es nicht alle Zeugnisse und alle beruflichen Stationen sein sondern nur die aus den letzten x Jahren (das "x" variiert von sieben bis drei). Weitere - deutlich abweichende - Spielarten könnten beschrieben werden.
Wie will man es als Bewerber bei all dem schaffen, die passende Bewerbung zu erstellen? Eine für alle liegt oft genug neben dem, was die Personaler haben wollen; mal mehr - dann landet man auf dem Fallback-Stapel -, mal weniger - dann wird das Profil zum Mandanten geschickt aber kaum offensiv vertreten. Wollte man eine optimale Bewerbung abgeben, müsste man so viele Parameter abfragen, dass es den betreffenden Personaler zu recht nerven würde. Wenn jemand die Lösung weiß, mir bitte die Lösung zukommen lassen! :-)
Last but not least: "Unsteter Lebenslauf". Nun, man kann sicherlich seinen Lebenslauf schönen und "stetig" machen/darstellen. Aber was will die Firma erfahren!? Den schönen Schein oder das tatsächliche sein. Vor allem: Was nützt ihr der schöne Schein. Und wer hat heute noch einen "stetigen Lebenslauf" wie er gewünscht ist? Und ist am unsteten Lebenslauf immer der Bewerber schuld oder konnte er einfach bei den Firmen nicht gut genug "hinein sehen"?
Neben den persönlichen Erfahrungen stoßen mir die Berichte über die Recherchen im Internet auf. Sind Personaler tatsächlich der Ansicht, dass die Bewerber, von denen man keine kontroversen Aussagen (Understatement) im Internet findet, tatsächlich geschmeidig und/oder zahm sind? Nach meinem Dafürhalten arbeiten solche Leute oftmals schlicht und ergreifend mit Pseudonymen. Ganz abgesehen davon, dass ein kritischer Kandidat etwas schwierig aber für das Fortkommen der Firma ausgesprochen hilfreich sein mag...
Mein Fazit: Entweder direkt bei ausgesuchten Zielfirmen bewerben und/oder sich einen Kreis von Vermittlern zusammensuchen, die den Bewerber über Jahre begleiten und ihn nach der Kennenlernphase auch glaubhaft offensiv vertreten nicht nur können sondern sogar wollen.
Bewerbungen über Stellenausschreibungen sind und bleiben vermutlich - in oben letztlich nur angedeuteter Weise - problematisch.
... Aber das sind nur meine zwei Cent. Ich mag mich auch irren oder einfach nur bisher nicht mit den richtigen Leuten Kontakt gehabt haben.
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