9. Dezember 2011

Gute Intention - schlechte Umsetzung

Newsletter sind keine Mailinglisten. Dennoch sind diverse Mail-Header, die für Mailinglisten sinnvoll sind, durchaus auch für Newsletter nicht nur geeignet sondern ebenfalls sinnvoll. Beispiele sind die Header "List-Id" und "List-Unsubscribe".

Nun gibt es Versender, die den Sinn des "List-Id"-Header noch nicht verstanden, möglicherweise nicht mal den entsprechenden (kurzen!) RFC 2919 (Section 4.) gelesen haben.
Dieser Header soll innerhalb der spitzen Klammern ("<...>") eine Id enthalten, die sich nach Möglichkeit nicht mal beim Wechsel der Administration (read: vom "Owner" zu einem Dienstleister oder von einem Dienstleister zum anderen) ändern soll.
Wenn aber in der erzeugten Mail sowohl eine "Batchid" als auch eine "Campaignid" transportiert werden als auch eine "List-Id" nach dem Muster "text <batchid.campaignid.listid.owner.domain>", dann ist eine solche List-Id schlichtweg nicht als Identifier(!) tauglich! Insbesondere nicht als einer im Sinne des genannten RFCs!

Also: Anerkennung für die Verwendung einer List-Id im Newsletter, der die Sortierbarkeit herstellen soll. Diese Intention begrüße ich ausdrücklich! Aber die Umsetzung ist einfach nur grottig, weil vollkommen untauglich. Noch dazu dokumentiert sie Unverständnis auf Seiten der technischen Umsetzung. BTW: Es wird auch ein "List-Unsubscribe"-Header gesetzt, der augenscheinlich sogar funktioniert. Dafür auch Anerkennung.

Wäre das alles, würde ich möglicherweise nicht mal darüber schreiben. Aber es ist tatsächlich noch eine Ecke lustiger.
Etwas genervt wie ich war, hatte ich mir die Mail noch ein wenig genauer angeschaut. Es erschien auch ein "X-CSA-Complaints"-Header der Certified Senders Association, in dem eine E-Mail-Adresse transportiert wird. Auf der Startseite wird für/mit "The Quality Standard in Email Marketing" geworben. Da meiner Ansicht nach auch die Header-Ausstattung eines Newsletters zur "Qualität" gehört, schrieb ich eine Mail an diese Adresse, die im Cc an den Newsletter-Owner ging. Als Bestätigung bekam ich ein Mail von einem OTRS-(Ticket-)System.
Seitdem (Seit 03.2011, Stand 05.2012) ist nichts weiter passiert. Weder bekomme ich Ticket-Updates, noch eine "Ticket geschlossen"-Nachricht, noch ist der Header "repariert" worden, noch hat der Newsletter-Owner überhaupt reagiert.

Meine Frage: Was nützen dann solche Initiativen/Zertifikate wie zum Beispiel das der CSA!?

Detail am Rande: Der OTRS-SMTP-Server spricht STARTTLS. Das verwendete Zertifikat ist weder auf die eine - Zertifikat einer "anerkannten" CA - noch auf die andere Weise - Zertifikat einer eigenen CA, deren Zertifikat man irgendwo herunter laden könnte - verfizierbar, nützt also rein garüberhauptnichts...

[Update 08.05.2012: Der selbe Blödsinn bei der Verwendung des eigentlich klar beschriebenen "List-Id"-Headers ist inzwischen bei zwei weiteren Newsletter-Versende-Dienstleistern aufgetaucht. Bei einem der beiden vergleichbarer Blödsinn bei der Verwendung von Zertifikaten bei SMTP-STARTTLS. IMHO traurig]
[Update 31.07.2012: Der Panorama-Newsletter (Polit-Magazin des NDR) wird mit einem HTML- und einem Normal-Text-Teil verschickt. Für den Normal-Text ist das charset - offensichtlich ISO-8859-15 - nicht deklariert, was auf UTF8-Systemen zu Zeichenmüll bei den Sonderzeichen führt. Da ist es nur ein Schmankerl, dass statt gleich MIME-Multipart-Alternative ein -Multipart-Mixed mit enthaltenem -Multipart-Alternative verschickt wird.]

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